WEINRAUTE – RUTA GRAVEOLENS
ZurückFamilie: Rautengewächse- Rutaceæ
Die Weinraute ist ein bis zu 70 cm hoher Strauch mit verholzenden Zweigen. Die fein geteilten Blätter fallen durch ihre spatelförmigen Blättchen und ihre blaugrüne Farbe auf. Die mattgelben, geruchlosen Blüten erscheinen von Juni bis August in reichblütigen Trugdolden und entwickeln sich zu etwa 1 cm großen, kugelartigen Kapselfrüchten. Weinrauten enthalten in ihren grünen Pflanzenteilen ein ätherisches Öl mit dem Hauptbestandteil Methylnonylketon, einem aliphatischen Keton, das den Geruch dominiert und deshalb auch Rautenketon genannt wird. Nebenbestandteile sind Nonanon und verschiedene Ester. An der Blattoberfläche lagert die Weinraute verschiedene Furocumarine ab, die je nach Art und Dosis photosensibilisierende Eigenschaften besitzen. Diese können bei Berührung an empfindlichen Hautoberflächen in Zusammenhang mit Sonnenlicht zu einer schmerzhaften Photodermatitis führen, die sich durch Rötung der Haut und Bläschenbildung mit anschließender bräunlicher Pigmentierung äußert. Typische Furocumarine der Weinraute sind Bergapten, Isoimperatorin, Psoralen und Xanthotoxin. Weiter enthält die Weinraute Alkaloide verschiedener Typen, die vorwiegend in der Wurzel, aber auch in den Blättern, gespeichert werden. Einigen dieser Stoffklassen wurde eine hohe Giftigkeit nachgewiesen.
Anwendung
Die Weinraute war jedoch sowohl im Altertum als auch im Mittelalter eine hoch geschätzte Heilpflanze. Sie sollte bei Augenleiden helfen, ebenso bei Ohrenschmerzen und bei Wurmbefall. Sie stand außerdem im Ruf, ein wirksames Gegenmittel gegen Gift zu sein. Ihren Ruf als hervorragendes Heilmittel erlangte die Raute im 17. Jahrhundert zur Zeit der großen Pestepidemien. Sie war im berühmten “Räuberessig“ enthalten, mit dem sich vier französische Diebe eingerieben hatten, bevor sie in Frankreich die Häuser von Pestkranken ausraubten, ohne sich anzustecken. Dieser Essig enthielt auch Salbei, Thymian, Lavendel, Rosmarin und Knoblauch; die Wirkung beruhte daher wohl nicht auf dem starken Rautengeruch, wie man damals annahm, sondern auf der keimtötenden Wirkung der ätherischen Öle der anderen Pflanzen.
Hinweise
Eine starke Überdosierung beeinträchtigt das zentrale Nervensystem und kann tödlich wirken. Vorsichtig als Gewürz verwenden, auch Kräuterschnäpse aus Weinraute sind nicht ohne Gefahr zu genießen! Schwangere Frauen sollen Weinraute nicht verwenden. Auch nicht an trächtige Tiere verfüttern! Weinraute wurde im Mittelalter als Abortivum verwendet.